Am 31. August stellte sich Dortmund quer
Ein Teilnehmer der VVN-BdA Bochum berichtet
Am 31. August 2013 beteiligten
sich ca. 350 Faschisten an einem
Aufmarsch in Dortmund, zu dem
die Neonazipartei „Die Rechte“
und so genannte „freie Kräfte“
aufgerufen hatten.
In diesem Jahr mobilisierten die
Nazis nicht zum Antikriegstag,
sondern ihre Demo stand unter
dem Label „Gegen staatliche
Repression“, sprich gegen die
bisherigen Verbote aller
faschistischen Organisationen.
Mehr als tausend Gegendemon-
strantInnen waren an diesem Tag
auf der Straße und stellten sich teilweise erfolgreich den Nazis in den Weg. Der
Naziaufmarsch wurde insgesamt vier Mal blockiert. Trotzdem konnten die Nazis dank
Polizeigewalt marschieren, sie wurden aber massiv gestört.
Unser Gegendemonstrant, Mitglied der VVN-BdA Bochum, war dem Aufruf des
VVN-BdA Landesverbandes gefolgt, der am 30.8. auf die „Aktuellen Informationen“ des Bündnisses Dortmund Nazifrei hingewiesen hatte.
Treffpunkt war danach um 10.00 Uhr die Ecke Gerichtsstraße / Bremer Straße, in
unmittelbarer Nähe des Auftaktortes der Nazidemo. Wie sich später herausstellte,
waren außer ihm weitere MitgliederInnen der VVN-BdA Bochum an anderer Stelle als GegendemonstrantInnen in Dortmund aktiv.
Als unser Mitglied um 9.45 Uhr den Treffpunkt erreichte, kreisten bereits Polizei-
hubschrauber über der Innenstadt. An sämtlichen Zufahrten gab es Kontrollstellen und Absperrgitter. Die Hamburger Straße, in der Nähe des Treffpunktes, war stadtauswärts schon nicht mehr befahrbar. Zu viele Einsatzfahrzeuge der Polizei standen auf der
Straße.
Leider befanden sich nur wenige TeilnehmerInnen am Treffpunkt. Ca 25 Personen
waren gegen 10.00 Uhr vor Ort. Unser Teilnehmer traf auf fünf weitere
VVN-MitgliederInnen aus Siegen. Bis 10.15 Uhr war die Gruppe auf ca. fünfzig
DemonstrantInnen angewachsen. Weitere TeilnehmerInnen kamen danach nicht mehr hinzu. Wahrscheinlich hatte die Polizei inzwischen rund um den Treffpunk alle Zugänge
abgesperrt.
Um 10.20 Uhr nutzten ca. 40
Personen aus der Gruppe eine
kurze Unaufmerksamkeit der
Polizei, um eine Sitzblockade auf
der Gerichtsstr. zu errichten.
Unter ihnen befanden sich die fünf
VVN-MitgliederInnen aus Siegen
und das Mitglied aus Bochum. Die Blockade fand auf der voraus-
sichtlichen Route der Neonazis
statt.
Um 10.25 Uhr berichtete der Live-Ticker der Ruhrnachrichten
Dortmund: „Es gibt eine erste
Sitzblockade. 25 Demonstranten haben sich an der Ecke Bremer Str./Gerichtsstraße
auf die Straße gesetzt.“
Um 10.52 meldete derselbe Live-Ticker: „Die Blockade im Gerichtsviertel wird von der
Polizei erst einmal als Spontandemo gewertet. Die rund 25 Aktivisten gehören zum
Beispiel zum Bündnis gegen Rechts, zur Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
und anderen Gruppen. Mehrere Politiker sind darunter. Nun sucht die Polizei erst
einmal einen Versammlungsleiter. Doch keiner meldet sich.“
Zur gleichen Zeit meldete der Live Ticker Der Westen Dortmund: „Um die Sitzblockade
hat sich ein Ring aus Polizisten gezogen. Hinter einer Häuserecke steht bereits eine
Hundertschaft in voller Montur.“
Um 11.19 Uhr meldete der Live-Ticker der Ruhrnachrichten: „Nach der dritten
Aufforderung der Polizei hat sich etwa die Hälfte der Blockierer 50 Meter von der
geplanten Neonazi-Route weg gesetzt. Die andere Hälfte ist jedoch sitzen geblieben.“
Um 11.39 Uhr wusste der Live-Ticker der gleichen Zeitung zu berichten:
„Die Sitzblockade auf der Ecke Bremer Straße / Gerichtsstraße ist auf 11 Aktivisten
geschrumpft. Sie bleiben jedoch weiter sitzen.“ Zu den 11 Protestierenden gehörten
2 Mitglieder der VVN-BdA Siegen und das Mitglied der VVN-BdA Bochum.
Letztendlich wagten sich die PolizistInnen nicht, mit Gewalt gegen die verbliebenen
DemonstrantInnen vorzugehen. Die Aufmarsch-Route der Nazis musste somit geändert werden.
Um 11.42 meldete der Westen:
„Gespenstisch, in unmittelbarer
Nähe zu den Blockierern sammeln
sich die ersten Nazis. Zwischen
den Gruppen nur ein
Polizei-Bulli.“
Um 12.10 Uhr bereiteten die
Rechten ihre Auftaktdemo vor, die jetzt an der Kreuzung Hamburger Str. / Gerichtsstraße stattfinden
soll.
Um 12.48 Uhr begann die
Nazikundgebung. Inzwischen hat die große Gegendemo ihren Protest- Ort in Hör- und Sichtweite der
Neonazi-Route erreicht. Sie standen nun an einer Polizeiabsperrung in der
Gerichtsstraße, Ecke Kaiserstraße, etwa 100 Meter von den Neonazis entfernt.
13.03 Uhr: Jetzt wurde es laut und unruhig. „Nazis raus“ Sprechchöre und Pfiffe, als
Nazis ihren Transporter mit Schwarzweißroter Fahne dekorierten.
13.35 Uhr: Die Neonazis machten sich jetzt für den Aufmarsch bereit. Die Polizei sprach inzwischen von etwa 300 Neonazis.
Gegen 14.00 Uhr durften dann auch die 11 BlockiererInnen nach Aufnahme ihrer
Personalien den Ort ihres Widerstandes verlassen.