Nordring 40: Eine Gedenktafel soll an die Opfer des Nazi-Terrors erinnern
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten sowie das Bochumer Bündnis gegen Rechts fordern in einem Antrag nach § 24 GemO NRW die Schaffung einer Gedenktafel am Nordring 40. Von 1930 bis Ende 1934 waren hier die „Gauleitung“ Westfalen-Süd der NSDAP. In Teilen der hinteren Gebäude und einer Garagenanlage, den „Pluto-Garagen“, hatte auch die SS ein Büro bezogen und einen Stützpunkt eingerichtet, von dem aus sie ihre Terroraktionen starteten. Die VVN-BdA Bochum hat nun die Hintergründe zu dieser Stätte und die Verbrechen der Nazis recherchiert und in einem Flyer veröffentlicht.
Die Bochumer SS-Standarte organisierte von hier aus schon 1931/32 Propagandamärsche in die Arbeitersiedlungen, Angriffe und Überfälle auf Gewerkschafter, Sozialdemokraten und Kommunisten. Mit diesem Terror der SS und auch der SA sollte der Weg der Nazis an die Macht unterstützt werden. Mit der Machtübertragung (der Regierungsgewalt) an die Nazis am 30. Januar 1933 und besonders nach dem Reichstagsbrand wurde der Nazi-Terror in Preußen legalisiert, die SS und SA zur „Hilfspolizei“ ernannt.
Ein wichtiger Ort zur Ausübung das Nazi-Terrors wurde die Kanalstraße 40. Mit einem Auto fuhren von hier aus Angehörige der SS in die Umgegend, brachen in Wohnungen ein, verhafteten Mitglieder der Gewerkschaften, der SPD, der KPD. Die Bergleute Pajönk und Kujewski wurden Ende März von SS-Leuten verprügelt und mit einem Auto zur Kanalstraße gebracht. Dort im Keller wurden sie „gefesselt, über einen Tisch gezogen“ und mit „Gummiknüppeln und anderen Instrumenten bearbeitet“, wie es 1946 eine Bochumer Strafkammer feststellt. (Weitere Beispiele, siehe Faltblatt der VVN).
Fast 80 Jahre nach der Befreiung vom Hitler-Faschismus ist eine Erinnerung an die hier begangenen Naziverbrechen mehr als überfällig, stellt die VVN-BDA Bochum fest. Der Antrag für eine Gedenktafel soll am 28. November im Kulturausschuss behandelt werden.
Bochum 2023-011-13
PS: Die „Gewerkschaft Pluto“ war ein gewerblicher Servicebetrieb, der Garagen vermietete, Autos reparierte und verkaufte. Der Firmensitz befand sich im Hintergebäude des Hauses Kanalstraße 40 (im Mai 1933 in „Horst-Wessel-Straße“ umbenannt). Zum Kauf angeboten wurden Autos der Firma „Pluto Automobil-Fabrik“, daher der Name.
Hier der link zu einer kleinen Broschüre zum Thema: Am Nordring haben Nazis gefoltert 1