Liebe Kameradinnen und Kameraden,
kurz vor dem Ende des Jahres 2020 melden wir uns noch einmal bei euch.
Nachdem wir im Januar erstmals erfolgreich unsere Jahresplanung in den Räumen der DIDF durchgeführt hatten und mit viel Schwung und Elan in das neue Jahr gestartet waren, machte der Corona-Virus uns einen dicken Strich durch die Rechnung. Dies gilt für uns alle, privat wie beruflich, aber auch in der Gestaltung der Arbeit der VVN-BdA Bochum.
Wir hatten kaum die Möglichkeit, uns im Vorstand zu treffen, den Begegnungstreff aufrecht zu erhalten oder gar eine Mitgliederversammlung einzuberufen und durchzuführen.
Das Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz konnten wir am 25. Januar 2020 noch gemeinsam mit dem Bochumer Bündnis gegen Rechts, der Antifaschistischen Aktion Bochum und vielen Bochumer Bürger*Innen durchführen. Aber alle geplanten Stadtrundgänge von Wolfgang und Michael in Zusammenarbeit mit der VHS mussten leider ausfallen.
Die Gedenkveranstaltung und Kranzniederlegung für die Opfer des Kapp-Putsches und des antifaschistischen Widerstandskampfes am Sonntag, dem 29. März 2020, wurde abgesagt. Lediglich das Denkmal der Märzgefallenen und Widerstandskämpfer in Bochum-Werne wurde mit einem Blumenstrauß geschmückt.
Auch der Gedenkmarsch zur Erinnerung an die Leiden und Opfer des Bochumer Außenlagers des KZ Buchenwald, den wir zum ersten Mal am 18. April geplant hatten, fiel aus. Aber wir haben uns mit dem Vorstand an der Stolperschwelle getroffen und einen Kranz niedergelegt.
Im September und am 17. Oktober waren die Schwelle und der Gedenkort eine Zwischenstation der Radtour von VHS/BgR zu Standorten ehemaliger Zwangsarbeiterlager in Bochum. Günter Gleising von der VVN und Marcus Kiel, als Gestalter der Gedenkorte, erläuterten die politischen Hintergründe der Kriegsproduktion im Faschismus und die Notwendigkeit der Erinnerungsarbeit.
Der Ostermarsch 2020 konnte nur virtuell durchgeführt werden. Auch die Kundgebung zum 1. Mai vor dem Rathaus wurde untersagt. Beides sind Veranstaltungen, an denen wir unter normalen Umständen viele von euch hätten treffen können.
Das Gedenken am 8. Mai, dem 75. Jahrestag der Befreiung von Krieg und Faschismus, konnten wir unter „Hygienebedingungen“ auf dem Friedhof Freigrafendamm durchführen, so dass sich hier die Möglichkeit einiger Gespräche ergab.
Wir beteiligten uns auch an vielen anderen Aktionen unserer Bündnispartner*Innen, so z.B. an Demos gegen Rassismus und Polizeigewalt, bei Aktionen der Seebrücke Bochum, an der Menschenkette gegen Rechts auf dem Dr.-Ruer-Platz von den „Omas gegen rechts“, einem neuen Bündnis, das im November mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet wurde. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Retten statt Reden“ beteiligte sich die VVN mit einem Vortrag zum Thema: Ankerzentren – Isolation und keine Integration von schutzsuchenden Flüchtlingen und wie Abschreckung auch funktioniert.
Wir unterstützten weiterhin das Kuratorium Stelen der Erinnerung bei seinen Aktionen und Gedenktreffen in Bochum-Wattenscheid.
Am 15. September trafen wir uns mit 60 Personen zum Gedenken an die Opfer des Faschismus am Ehrenrundplatz und am 8. Oktober wurde der diesjährige Stolperstein für Erich Schröder verlegt. (Erich Schröder, Jahrgang 1896, im Widerstand/KPD, verhaftet 1936 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“, Zuchthaus Bochum, schwer misshandelt, Krankenhaus Bochum, Tod am 8. 2. 1937)
Die Vorbereitungen zur Kommunalwahl begleiteten wir gemeinsam mit einem großen Bündnis (mehr als 70 unterschiedliche Gruppierungen) mit der Aktion „Rathaus nazifrei“.
Wir beobachten auch weiterhin die Initiative „Querdenken 234 Bochum“, dessen Anhänger hier in Bochum gegen die Coronaanordnungen demonstrieren, teilweise auch Corona ignorieren, und stellen uns ihnen bei Gegendemonstrationen entgegen. Auf ihren Demos sind unter anderem auch Bochumer AfDler*Innen und NPDler*Innen sowie Mitglieder der „Bruderschaft“ und „Schwesternschaft Deutschland“ anzutreffen.
Die immer noch nicht geklärte Situation um die Aberkennung der Gemeinnützigkeit der VVN-BdA führte dazu, dass wir als Kreisvereinigung VVN-BdA Bochum die Gemeinnützigkeit selbst beantragen müssen. Dies ist inzwischen eingeleitet und wir stehen in Verbindung mit dem Finanzamt. Leider hatte dies zur Folge, dass wir für das Jahr 2019 keine Spendenbescheinigungen ausstellen konnten. Dafür entschuldigen wir uns bei euch und hoffen darauf, dass dies bald wieder machbar sein wird.
Jetzt, da die Coronazahlen nicht runtergehen und die Einschränkungen im Alltag wieder verschärft werden, können wir noch keine konkreten Planungen für das kommende Jahr machen. Wir hoffen, dass wir unsere jährlichen Erinnerungs- und Gedenkveranstaltungen wieder durchführen können. Geplant ist auch die nächste Ausgabe der Antifaschistischen Bochumer Blätter, wir werden die Entwicklungen am Husemannplatz als Gedenkort begleiten und uns dort einbringen und weiterhin gemeinsam mit der Seebrücke Bochum für eine menschengerechte Unterbringung der Geflüchteten in den unterschiedlichen Camps einsetzen und ihre Aufnahme in Bochum und Europa unterstützen.
Liebe Kameradinnen und Kameraden!
Das Jahr geht zu Ende und es ist Zeit, allen zu danken, die dafür gesorgt haben, dass auch in dieser schwierigen Zeit die Themen Frieden, Antifaschismus und Rassismus in der Öffentlichkeit präsent blieben. Es ist allen zu danken, die sich für die VVN-BdA eingesetzt haben, die unsere antifaschistischen Ideale vertreten und Beiträge zur Stärkung unserer Vereinigung geleistet haben. Dankbar sind wir auch für die vielen Solidaritätsbeweise und Beiträge zur Abwehr von Angriffen auf die VVN-BdA.
Wir werden auch diese Zeit mit coronabedingten Einschränkungen überstehen. Die Hauptsache ist, dass wir alle gesund und optimistisch bleiben. Natürlich wünschen wir euch trotz alledem friedliche, frohe und besinnliche Weihnachtstage. Kommt gut ins neue Jahr! Gemeinsam wollen wir uns für bessere Zeiten im Sinne des Friedens und Antifaschismus einsetzen.
Mit antifaschistischen Grüßen
Regina, Günter, Michael, Reinhard und Wolfgang