Alles Asoziale und Berufsverbrecher!
Lesung von Nicole Kaczmarek, anschließend Aussprache
19.11.2024 um 19:00, ZANKE, Bochum, Westring 41
Seit Jahrhunderten werden diese Menschen von Kirche und Staat sanktioniert.
Eine Erfindung der Nazis sind sie nicht, wie viele denken.
Aber sie nutzen diese Begriffe schamlos für ihre Zwecke aus, um so viele Menschen wie möglich bewusst zu verschleppen, zu foltern, durch Zwangsarbeit endgültig zu vernichten. Die Definition wurde durch die Nazis beliebig erweitert. Niemand protestierte dagegen.
Auch nach 1945 wurde diese Opfergruppe nicht als solche anerkannt, sondern als selbstverschuldet! Sie saßen ja zu Recht im Konzentrationslager (KZ). Sämtliche Opfergruppen schlossen diese Männer und Frauen kategorisch aus.
Ihre Schicksale bleiben fast alle bis heute im Dunkeln. Die Betroffenen haben immer noch große Angst, doch wieder in der Nachbarschaft schikaniert zu werden. In der Öffentlichkeit, der Politik, wie in innerhalb unserer Familien selbst, werden sie bewusst verleugnet. Eine Entschuldigung oder Entschädigung gab es nie.
Die Geschichte meiner Urgroßeltern Martin und Berta Remus, mit ihren zehn Kindern, steht hier exemplarisch für zigtausende anonyme Schicksale. Sie soll wachrütteln, was damals wirklich mit ihnen geschah. Und wie das Stigma „Asozial“ bis in meine Generation weiter sein Unwesen treibt.
Genau damit möchte ich aufräumen.
Erst am 13.02.2020 erkannte der Deutsche Bundestag uns als offizielle Opfergruppe im Nationalsozialismus an. An unserer Situation änderte dieser nichts!
2023 gründete sich endlich Der Verband für das Erinnern der verleugneten Opfer im Nationalsozialismus (Verband für das Erinnern an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus – dieverleugneten.de (dieverleugneten-vevon.de). Ich bin ein Gründungsmitglied. Unsere Familiengeschichten dürfen niemals vergessen werden! Wir schweigen nicht mehr!
Eine Veranstaltung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Kreisvereinigung Bochum (VVN-BdA Bochum)