Gedenktag 9.11.1938 in Wattenscheid
Das traditionelle Gedenken an die Reichspogromnacht am 9.November 1938 in Wattenscheid fand diesmal erfreulicherweise in einem wirklich großen Rahmen statt:
Erstsmals waren das Kuratorium „Stelen der Erinnerung“ e.V. und die Wattenscheider Bezirksvertretung gemeinsame Ausrichter dieser würdevollen Gedenkveranstaltung.
Trotz coronabedingter Auflagen hatten sich ungewöhnlich viele Menschen um 13.30 Uhr an den Stelen am Nivelles- Platz versammelt, um an das Leid der Wattenscheider Opfer der Shoa zu erinnern.
Für die Bezirksvertretung fand der stellvertretende Bezirksbürgermeister Oliver Buschmann (B 90/ die Grünen) passende Worte, um den Bogen von den Schrecken der Vergangenheit zu den neofaschistischen und rechtspopulistischen Umtrieben der Gegenwart zu schlagen.
Bewegend war die sehr persönliche Rede von Felix Lipski, dem Vorsitzenden des Klubs Stern der Holocaustüberlebenden.
Er schilderte, in sehr aufwühlenden Worten, seine Zeit als kleiner Junge im Ghetto von Minsk.
Diese grauenvollen Ereignisse hätten ihn dazu bewogen, später Chirurg zu werden, um den Menschen Gutes zu tun.
Auch er verwies auf die besorgniserregenden rechten Entwicklungen der letzten Zeit.
Spontan fand sich auch eine weitere Zeitzeugin bereit, ihre Erinnerungen mit den Anwesenden zu teilen.
Die alteingesessene Wattenscheiderin Walburga hatte als Mädchen die schrecklichen Ausschreitungen am 9.November 1938 erlebt und ihre Großmutter hatte sie damals eindringlich vor Menschen, die soetwas tun, gewarnt.
Auch dieses Mal fehlte es auf der Gedenkveranstaltung nicht an Kultur:
Alina Röllke verlas das Gedicht „O die Schornsteine“ der Literaturnobelpreisträgerin Nelly Sachs.
Den musikalischen Rahmen gestalteten Bernd Albers und Christel Sehring und Ilja Berin, Mitglied der jüdischen Gemeinde.
Nach der Verlesung der Namen der Wattenscheider Holocaustopfer endete die Veranstaltung mit einem tradionellen hebräischen Gebet.