Pressemitteilung der VVN-BdA Bochum:
„Den Springerplatz von dem Militaristen
von Moltke befreien!“
Die VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes -Bund der Antifaschisten) Bochum teilt
die Kritik an der Benennung des Marktes auf dem
Springerplatz in Moltkemarkt.
Dass ausgerechnet auf dem Platz, der 1947 dem
Kriegsgegner und ermordeten antifaschistischen
Widerstandskämpfer Karl Springer gewidmet wurde,
die Verherrlichung des preußischen Militarismus
eine Auferstehung feiern soll, ist für die VVN-BdA
nicht hinnehmbar.
Von Moltke stand in Dänemark, der Türkei (damals
noch Osmanisches Reich) und Preußen im Militär-
dienst, 1866 wurde er Chef des Generalstabes in
Preußen mit diktatorischen Vollmachten.
Er führte zahlreiche Schlachten mit dem Ergebnis
Zehntausender hingemetzelter Soldaten und unendlichem Leid für deren Angehörigen.
Der Krieg gegen Frankreich und die Gründung des Kaiserreiches im Spiegelsaal von
Versailles begründete die deutsche Erbfeindschaft mit Frankreich.
Von Moltke mit seinen militaristischen Ideologien, seiner deutsch-nationalen Politik und
seinen Militärtheorien war einer der Väter des deutschen Großmacht- und
Vormachtstrebens, das wesentlich zum ersten Weltkrieg führte und selbstverständlich
bis 1945 immer wiederbelebt wurde.
Einen gänzlich anderen Lebensweg nahm Karl Springer. Schon 1914 in Ostpreußen mit
den Leiden des Krieges konfrontiert, engagierte er sich nach seinem Umzug nach
Bochum in der Antikriegsbewegung, der Gewerkschaft und der KPD. Bis 1933 war er
Stadtverordneter. Aufgrund seiner Tätigkeit verfolgten ihn die Nazis. Nach seiner
Festnahme 1936 wurde er im Bochumer Polizeipräsidium regelrecht zu Tode gefoltert.
Die VVV-BdA Bochum hat im vergangenen Jahr einen Stolperstein für Karl Springer
gespendet.
Die Entscheidung des Rates der Stadt Bochum von 1947, den bisherigen Moltkemarkt
in Springerplatz zu benennen, war eine Lehre und Reaktion auf die geschichtliche
Entwicklung und zwei fürchterlichen Weltkriegen.
Diesen Willen nicht zu achten und nun wieder den Militaristen von Moltke auf dem
Platz des Kriegsgegners und Antifaschisten Karl Springer zu platzieren, können wir
nicht akzeptieren. Die VVN-Bund der Antifaschisten unterstützt die Bemühungen,
diesen politischen und geschichtlichen Skandal nicht hinzunehmen.