Bochum-Wattenscheid bekommt einen
Betti-Hartmann-Platz
Hannes Bienert (Foto), Sprecher der Antifa
Wattenscheid und jahrzehntelanges Mitglied der VVN-BdA, ist ein ungewöhnlicher Erfolg
gelungen: Die Bezirksvertretung
Wattenscheid hat auf seinen Antrag hin und gegen die Empfehlung der Stadtverwaltung einstimmig beschlossen, dass der
Wattenscheider Rathausplatz zukünftig
Betti-Hartmann-Platz heißt.
Betti Hartmann war das jüngste
Wattenscheider Holocaust-Opfer.
Die Schülerin wurde am 31. August 1942 als
15-Jährige im Vernichtungslager Auschwitz
ermordet.
Anlässlich ihres 70. Todestages hatte Hannes
Bienert im vergangenen Jahr die
Platzbenennung in einem Schreiben an die
Bezirksvertretung angeregt. Die
Stadtverwaltung reagierte wie erwartet: Sie empfahl eine Ablehnung des Vorschlages. Zur Begründung grub sie einen 17 Jahre alten Vorschlag aus, Straßen und Plätze nach
ehemaligen Wattenscheider Bürgermeistern und Oberbürgermeistern zu
benennen.
Annemarie Grajetzky und Hella Eberhardt unterstützten den Vorschlag mit einer
Stellungnahme. Als Mitglieder des Frauenbeirates des Stadtrates machten sie außerdem darauf aufmerksam, dass die Empfehlung der Verwaltung bedeutet, dass auf absehbare Zeit nur Männer als Namensgeber für Straßen und Plätze vorgesehen sind.
Mit dem einstimmigen Beschluss der Bezirksvertretung zur Umbennung des Platzes hat Hannes Bienert ein weiteres Mal Stadtgeschichte in Wattenscheid geschrieben. Bereits die von ihm initiierte Errichtung der drei Steelen zur Erinnerung an die
Wattenscheider Opfer des Holocaust, die er ohne öffentliche Förderung bewerkstelligte,
war ein beispielloser Erfolg der lokalen Gedenkarbeit.
Die jüdische Gemeinde würdig sein Engagement und verleiht ihm in diesem Jahr die
Dr.-Ruer-Medaille. „Mit Ihrem unermüdlichen Einsatz um das Gedenken an die
jüdischen Bürger aus Wattenscheid, die Opfer des faschistischen Greuelregimes wurden, haben Sie Ihre Solidarität und Verbundenheit mit der jüdischen Gemeinschaft
bewiesen. Sie haben aufgezeigt, dass jüdisches Leben ein Teil unserer Gesellschaft war
und ist“ schreibt die jüdische Gemeinde in ihrem Schreiben an Hannes Bienert, in dem die Ehrung angekündigt wird.