Frühjahr 1933 in Bochum-Gerthe
Sechs Nazimorde in der Hegel-Schule
Anfang 1933 richtete die SA in der Hegel-
Schule inmitten von Zechenhäusern ein
Sturmlokal ein. Schon dieser perfide
Willkürakt richtete sich gegen die örtliche
Arbeiterbewegung, denn die Hegel-Schule war von ihr als weltliche Alternative zu den
konfessionellen Schulen geschaffen worden.
Zusätzlich begannen die Männer vom SA-
Sturm 14/17 Gerthe-Hiltrop von hier aus den Stadtteil zu terrorisieren. Ein Fememord an
dem Gerther SA-Mann Paßmann am
4. Februar 1933 bot den willkommenen
Vorwand zum offenen Terror gegen
Sozialdemokraten, Kommunisten und Juden.
Zahlreiche Gerther Bürgerinnen und Bürger
wurden bei „Razzien” festgenommen, in den
Folterkeller der SA verschleppt und dort
fürchterlich verprügelt. Unter ihnen befand
sich auch der Kommunist Johann Sigl,
Bergmann auf der Schachtanlage „Lothringen”. Am 4. April 1933 wurde er von der SA entführt. Im Keller der Hegel- Schule warf man ihm eine Decke über den Kopf und
schlug ihn mit Gummiknüppeln, Drahtseilen und Eisenstangen. Am 12. April 1933
starb er im Maria-Hilf-Krankenhaus an seinen erlittenen Verletzungen.
Ebenfalls in dem Krankenhaus
starb am 5. Juli 1933 der jüdische Kaufmann Albert Ortheiler,
nachdem er zuvor in der
Hegelschule schwer misshandelt
worden war. Insgesamt fanden
sechs Menschen nach den
Folterungen in der Hegelschule
den Tod, mehrere Nazigegner
wurden verletzt.
Im Volksmund hieß die
Folterstätte nur noch „Gerther
Blutkeller”. Die an den
Folterungen beteiligten SA-Leute
Breil und Lewandowski sowie ihr Anführer, der Grubensteiger und SA-Sturmführer
Ludwig Gries, wurden 1948 lediglich zu geringen Gefängnisstrafen verurteilt.
Am Freitag, den 1. März 2013, soll mit einer Aktion in Gerthe an diese
Verbrechen erinnert werden.