Gedenkveranstaltung zum 87. Jahrestag der Reichspogromnacht
Sonntag, 09. November 2025, 15.00 Uhr, Harmoniestraße / Ecke Dr. Ruer-Platz
Else Hirsch wurde am 29. Juli 1889 in Bütow geboren, bestand 1908 das Lehramtsexamen für höhere Schulen und kam 1927 nach Bochum, um eine Lehrerinnenstelle an der Israelitischen Volksschule anzunehmen.
Die brutalen Übergriffe in der Reichspogromnacht zeigten der jüdischen Bevölkerung endgültig, das jüdisches Leben in Deutschland unerwünscht ist. Die SA-Horden haben die Bochumer Synagoge zerstört und die Innenräume der jüdischen Schule verwüstet. Da viele jüdische Familien das Deutsche Reich bereits verlassen hatten, gingen die Schülerzahlen an den jüdischen Schulen zurück. Die Lehrerinnenstelle von Else Hirsch wurde eingespart und sie wurde aus dem Schuldienst entlassen. Um ein Ruhegehalt zu beziehen, war sie verpflichtet, ehrenamtlich an einer privaten jüdischen Schule zu unterrichten.
Nach der Reichspogromnacht war es für erwachsene Jüd_innen fast unmöglich, das Deutsche Reich noch zu verlassen. Die Einreisebestimmungen in allen Aufnahmeländern waren sehr streng und einige Länder waren lediglich bereit, jüdische Kinder aufzunehmen. Im Dezember 1938 starteten die ersten Kindertransporte, um jüdische Kinder im Ausland in Sicherheit zu bringen. Zusammen mit der Gemeindesekretärin Erna Phillip organisierte Else Hirsch bis August 1939 zehn Kindertransporte in die Niederlande und nach England. Sie registrierten die Kinder, stellten Papiere zusammen und beschafften Ausreisegenehmigungen. Ihnen ist zu verdanken, dass jüdische Kinder aus Bochum den Holocaust überlebten.
Die jüdische Schule in Bochum wurde 1941 endgültig aufgelöst und in ein „Judenhaus“ umgewandelt. Im Oktober 1941 begannen die systematischen Deportationen von Jüd_innen aus Deutschland in Ghettos und Arbeitslager in Osteuropa. Ende Januar 1942 wurde Else Hirsch zusammen mit einigen ihrer Schüler_innen in das Ghetto Riga verschleppt, wo sie wahrscheinlich 1943 ermordet wurde.
https://www.jugendring-bochum.de/fileadmin/user_upload/PDF-Dateien/GedenkFlyer_2025.pdf
