Gedenkveranstaltung der VVN-BdA Bochum
an den Kapp-Lüttwitz-Putsch von 1920
Im März 1920 griffen rechte Republikfeinde nach der Macht in Deutschland. Doch der Kapp-Lüttwitz-Putsch scheiterte am entschlossenen Widerstand der Arbeiterschaft.
Die VVN–BdA rief deshalb auch in diesem Jahr dazu auf, der
ermordeten Kämpfer zu gedenken und am Denkmal auf dem Werner Kommunalfriedhof Blumen und Kränze niederzulegen.
TeilnehmerInnen aus
verschiedenen Parteien und
Organisationen sind diesem
Aufruf gefolgt.
Die Ansprache auf der dies-
jährigen Gedenkveranstaltung
hielt Katharina Schwabedissen,
Sprecherin der LISA (Linke
sozialistische Arbeitsgemeinschaft Frauen) in NRW.
Zu Beginn ihrer Rede erwähnte Katharina Schwabedissen das „Lied der
Kommunarden“. Vor 10 Tagen haben Frauen der LISA NRW im Rahmen der
Blockupyproteste die Hymne von Bert Brecht und Hans Eisler mit dem Refrain: „In Erwägung, dass ihr uns dann eben mit Gewehren und Kanonen droht, haben wir beschlossen unser schlechtes Leben mehr zu fürchten als den Tod“ vor der Frankfurter Paulskirche gesungen.
Die Rednerin erinnerte daran, „dass die Geschichte des Widerstandes und der Kampf für ein gutes Leben weit zurück geht und tiefe Wurzeln hat. Und während die Geschichte der Sieger immer wieder erzählt und in der Schule gelehrt wird, liegt es an uns, unsere Geschichte zu erzählen. Wenn wir es nicht tun, wird sie verloren gehen und mit ihr das Gedenken an die Tausenden, die gemordet wurden, weil sie eine friedliche, eine solidarische Welt wollten.“
In ihrer Rede würdigte Katharina Schwabedissen die Opfer des Kapp-Putsches. „Wir gedenken der mutigen Männer und Frauen, die 1920 das Deutsche Reich – die Weimarer Republik – gegen den Militärputsch von Kapp, Lüttwitz und ihren Truppen verteidigten. Sie verteidigten ihre Rechte, ihre Hoffnungen – sie verteidigten aber auch die Regierung in Berlin. Die Reichswehr war nicht bereit gewesen, diese Regierung gegen die Putschisten zu verteidigen: „Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr“. Wie anders sähe vielleicht heute die Welt aus, wenn die SPD-Regierung wenige Wochen später gesagt hätte: „Genossen lassen nicht auf Genossen schießen!“? Genau dies aber geschah.“
„Auf dem Boden, der 1920 noch einmal bereitet wurde, wuchs der deutsche Faschismus. Zwischen 1933 und 1945 wurde hier an diesem Ort nicht der
Kämpferinnen und Kämpfer der Roten Ruhr Armee gedacht. Die noch lebten, wurden wieder
verfolgt. Und anders als hier in Bochum wurde der
Ruhrkämpferinnen und
Ruhrkämpfer auch nach 1945
nicht mehr gedacht. Ihre
Geschichte wurde ausgelöscht, so wie viele ihrer Leben. Lasst uns ihre Geschichte wieder- und
weitererzählen: heute und morgen.“
„Bis heute kämpfen wir diesen Kampf für eine bessere Welt“, so die Rednerin, „die doch immer schlechter zu werden scheint. Die Opfer sind heute andere, doch die Ursachen sind die gleichen wie 1870 oder 1920. „Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich, wie die Wolke den Regen“ (Jean Jaurès).“
Katharina Schwabedissen schloss ihre Ansprache mit den Worten: „Wer heute noch glaubt, dass der Kapitalismus in eine sonnige Zukunft führt, der verschließt die Augen vor dem Leide von Millionen Menschen. Jede und jeder von uns entscheidet, auf welcher Seite wir im Krieg der Reichen gegen die Armen stehen. Und wir werden diesen Krieg nur dann gewinnen, wenn wir uns über die Grenzen hinweg die Hände reichen. Unser Widerstand kennt keine Grenzen!
Denn eines darf niemals passieren: Dass die vielen Millionen Menschen – unter ihnen die Kämpferinnen und Kämpfer der Roten Ruhr Armee, ihre Familien, Freundinnen und Freunde – im Kampf für eine bessere Welt umsonst ihr Leben ließen. Sie haben uns ein Vermächtnis hinterlassen. Es ist heute und jetzt unsere Aufgabe für ein morgen. Wir trauern um unsere Toten – ihre Hoffnungen aber tragen wir fröhlich im Herzen und in die Welt hinein!“