Vortrag von Dr. Burkhard Wiebel:
Zwangssterilisationen im Faschismus – Ursachen und Folgen bis heute
Die VVN-BdA Bochum lädt zu einer öffentlichen
Mitgliederversammlung ein.
In dem Vortrag wird das Thema Zwangs-
sterilisation in einem historischen und
aktuellen Bezug dargestellt.
Zwangssterilisation ist eine biopolitische
eugenische Maßnahme, die weltweit
praktiziert wurde und wird. Eugenik ist die
Anwendung theoretischer Konzepte auf die
Bevölkerungs- und Gesundheitspolitik mit
dem Ziel, den Anteil positiv bewerteter
Erbanlagen zu fördern (positive Eugenik) und den negativ bewerteter Erbanlagen zu
verringern (negative Eugenik).
In Deutschland verdichtete sich die Eugenik
zur Rassenhygiene und zur Ideologie der
Blutreinheit. Während der Herrschaft der
Faschisten wurden zwischen 1934 und 1945
etwa 400.000 Menschen zwangssterilisiert,
gefördert durch eine Allianz zwischen
Eugenik, Medizin und Psychiatrie.
In der Bundesrepublik wurden bis zur Änderung des Betreuungsgesetzes 1992 jährlich etwa 1000 geistig behinderte Mädchen zwangssterilisiert.
Noch 1989 hatte die „Lebenshilfe für geistig Behinderte“ einen australischen
Bioethiker, der die Tötung schwer behinderter Menschen propagiert, zu einem Vortrag
eingeladen. Die Kontinuität eugenischer Gedanken in der Bundesrepublik bis mehrere
Jahrzehnte nach dem Ende des Faschismus wird in dem Vortrag an dem Lebensweg des
Marburger Kinder- und Jugendpsychiaters Hermann Stutte dargestellt.
Geahndet wurde die faschistische Zwangssterilisation nicht, ganz im Gegenteil:
Die beteiligten Mediziner machten weiterhin Karriere und durften in der BRD lange Zeit
auch ihrem Verstümmelungshandwerk nachgehen.
Die ca. 5000 Frauen und 600 Männer, die durch die Zwangssterilisation im Faschismus
ermordet wurden, zählten nicht. Eine irgendwie geartete Wiedergutmachung kam
nicht in Frage.
Der Referent, Dr. rer. nat. Burkhard Wiebel, ist Lehrbeauftragter am Institut für
Kognitive Neurowissenschaft der Ruhr-Universität Bochum
Die Veranstaltung findet statt:
Am Freitag, den 26. September 2014, 19.30 Uhr
Gaststätte „Haus Lotz”
Annastr. 25 (Nähe Springerplatz)
Gäste sind herzlich willkommen!
Die Veranstalterin weist darauf hin, dass Neofaschisten und Personen, die aus deren
Sympathiesantenkreis stammen, keinen Zutritt haben. Die Veranstalterin behält sich
vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und diesen Personen den Zutritt zur
Veranstaltung zu verwehren oder von dieser zu verweisen.