Ein unappetitlicher Name für einen Delikatessenmarkt Moltkemarkt auf dem Springerplatz? Rückbenennung nach einem preußischen Militaristen
Zwei Bochumer Großunternehmer haben vor
ca. einem halben Jahr den Moltke-Platz auf
dem Springerplatz in Bochum als Gourmet-
Markt wiederbelebt, obwohl dieser Moltke-Platz
seit 1947 Springer-Platz heißt.
Die Umbenennung erfolgte, weil die
Stadtmütter und -väter 1947 einen der
führenden Militaristen des Deutschen Reiches
nach 1945 einfach nicht mehr durch einen
Platz ehren wollten, dafür einen Kämpfer gegen Militarismus und Faschismus.
Der kommunistische Bochumer Widerstands-
kämpfer Karl Springer wurde von den
Faschisten ermordet.
Das Andenken an Karl Springer wurde nach
seinem Tod von vielen bewahrt.
Am 17. September 2013 wurde auf Anregung
ihres verstorbenen Vorsitzenden Klaus Kunold,
von der VVN-BdA Bochum ein Stolperstein für Karl Springer gestiftet und vor seiner
damaligen Wohnung in Weitmar verlegt.
Wenn der Gourmet-Markt jetzt wieder Moltke-Markt auf dem Springer-Platz heißt, ist
das ein geschichtspolitischer Skandal, der beendet werden muss!
Das Bochumer Friedensplenum hat nun auf den Ursprung dieses Namens aufmerksam
gemacht. Auch die VVN-BdA Bochum hatte geplant, öffentlich Protest einzulegen.
Die VVN-BdA Bochum begrüßt und unterstützt deshalb den Vorstoß des
Friedensplenums ausdrücklich!
In seiner Ratsanfrage will das
Friedensplenum u. a. wissen:
“Wird sich die Stadt Bochum
deshalb darum bemühen, die
Initiatoren des Delikatessen-
marktes zu bewegen, diesem einen anderen Namen zu geben?
Welche Schritte dazu sind
beabsichtigt?”
Bei der ganzen Geschichte ist
unklar, ob die Verantwortlichen
für den Markt dumm oder
revanchistisch gehandelt haben.
Die Stadt Bochum jedenfalls
verhält sich hierzu unhistorisch
und peinlich.
Im Webauftritt der Stadt gibt es eine Reihe “Leidens-Wege in Bochum 1933 bis 1945″.
Station 10 ist Karl Springer gewidmet. Hier wird kein Bild von Karl Springer
veröffentlicht. Stattdessen sind der alte und der neue Moltkemarkt abgebildet.
Wer Moltke war und die Umbenennung durch den Rat wird verschwiegen.
Der Bochumer Historiker Dr. Hubert Schneider schreibt in einer sehr bemerkenswerten
Stellungnahme: “Politisch ist die Neu- oder Wiederbenennung eines Platzes nach einem preußischen Militaristen nicht zu akzeptieren. […] Ich kenne keine Diskussion, in der es darum geht, dass man einen Platz – oder einen Teil des Platzes – wieder den Namen
geben will, den man aus guten Gründen nach dem Krieg abgeschafft hat. Wenn das
tatsächlich passieren sollte, ist das ein Novum in der Nachkriegsgeschichte.
Sie wird kein lokales Ereignis bleiben, sondern sicherlich eine größere Öffentlichkeit
auch außerhalb Bochums interessieren.”