Gedenkveranstaltung zum 69. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz in der Synagoge
Zahlreiche Menschen haben am
Montagabend in der Neuen
Bochumer Synagoge an einer
Gedenkveranstaltung für die
Opfer des Faschismus
teilgenommen. Anlass war der
Jahrestag der Befreiung der
Insassen des Vernichtungslagers
Auschwitz am 27. Januar 1945
durch die Rote Armee.
Auschwitz ist das Synonym für
den Rassenwahn der Faschisten
und den Massenmord an den
europäischen Juden.
Der Jahrestag der Befreiung des
Vernichtungslagers Auschwitz wurde 1996 offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des „Nationalsozialismus“.
Die Gedenkfeier in der Bochumer Synagoge begann mit dem Verlesen der Namen der
Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid. Die Namen von 577 Bochumer Juden
wurden genannt. Die tatsächliche Zahl der Opfer liegt deutlich höher, es sind aber nicht alle Opfer namentlich bekannt. Die Vereinten Nationen erklärten den 27. Januar im
Jahr 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts.
Der 27. Januar ist kein Feiertag im üblichen Sinn. Er ist ein „DenkTag“: Gedenken und Nachdenken über die Vergangenheit schaffen Orientierung für die Zukunft.
„Die Vergangenheit darf nicht vergessen werden“ betonten mehrere Zeitzeugen an
diesem Abend in der Synagoge.
Durch die Gedenkfeier führte Felix Lipski, Vorsitzender von „Der Stern – Club der
Holocaust-Überlebenden und Kriegsveteranen“. Felix Lipski wurde 1938 in Minsk
geboren. Er ist Überlebender des Ghettos von Minsk, Gründer und erster Präsident des
Weißrussischen Verbandes der ehemaligen jüdischen Häftlinge der
nationalsozialistischen Ghettos und KZ.
Felix Lipski erinnerte an die Studienfahrt nach Auschwitz im Jahr 2011 von
Jugendlichen der Märkischen Schule und der Maria Sibylla Merian-Gesamtschule, die
bei der Gedenkfeier für die Opfer der Shoa vor einem Jahr, auf Einladung der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, zu Gast in der Bochumer Synagoge waren, und
hier ihre Eindrücke und Erfahrungen vortrugen, die sie während ihrer Studienfahrt
sammeln konnten.
Bei ihren Recherchen in Auschwitz, entdeckten sie 2011, die Sterbeurkunde von Betti
Hartmann, dem jüngsten Wattenscheider Holocaust-Opfer. Die Schülerin wurde am
31. August 1942 als 15-Jährige im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.
Im vergangenen Jahr 2013 ist es aufgrund der Initiative von Hannes Bienert,
der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen und engagierten Menschen
gelungen, den Wattenscheider Rathausplatz in Betti-Hartmann-Platz umzubenennen.
Während der Gedenkfeier, an der auch mehrere Vorstandsmitglieder der VVN-BdA
teilnahmen, erinnerten ZeitzeugInnen, einige von ihnen hatten als Soldaten der
Roten Armee an der Befreiung von Auschwitz mitgewirkt, auch daran, dass heute vor
70 Jahren die Blockade Leningrads durch die faschistische Armee von der Roten Armee beendet werden konnte.
Weitere RednerInnen wiesen auf aktuelle Ereignisse hin. Wolfgang Dominik von der
VVN-BdA ging insbesondere auf lokale Bezüge ein. Er verwies auf das Bochumer
Bündnis gegen Rechts, zu dem auch die VVN gehört und forderte dazu auf, sich im
Bündnis gegen Rechts zu engagieren. Wolfgang wies aber auch auf die aktuellen
Gefahren hin, die durch die NPD, Pro NRW, AfD, freie Kameradschaften und andere
faschistische Organisationen in Bochum drohen. (Die vollständige Rede von Wolfgang
findet ihr im Anschluss an diesen Artikel)
Am Ende der Gedenkfeier wurden nacheinander sechs Kerzen entzündet –
jede Kerze für eine Million Opfer der Shoa.