Grenzgänger & Frank Baier:
1920 – Lieder der Märzrevolution
Am Freitag, den 26. März, erinnert die VVN-BdA Bochum zusammen mit dem Bahnhof Langendreer an die Märzrevolution vor 90 Jahren. Ab 20:00 Uhr singen und spielen Frank Baier und die Grenzgänger Lieder aus und über diese bewegte Zeit. Die Grenzgänger, mehrfach preisgekrönte Lied-Avantgardisten aus Bremen, haben sich für ihr aktuelles Programm mit dem Duisburger Ruhrpott Urgestein Frank Baier zusammen getan. Sie spielen Lieder und Texte aus der „größten Aufstandsbewegung, die es in Deutschland seit den Bauernkriegen des 16. Jahrhunderts gegeben hat“, dem nahezu völlig vergessenen Volksaufstand im Frühjahr 1920 im Anschluß an den Kapp-Putsch.
Es werden unbekannte Volkslieder, anarchistische Sprachgewitter, Rap, Balladen, aber auch Stücke von Rio Reiser zu hören sein, der schon vor 25 Jahren an diesem Thema gearbeitet hat (Für das Theaterstück „Märzstürme“ schrieb er Lieder wie „Jetzt schlägt’s 13“, „Ich will Rot“ und „Frühlingssturm“). Zu Wort kommen ebenso Erich Mühsam und Tucholsky und andere Querköpfe, deren Texte auch heute noch den Nagel auf den Kopf treffen. Eine Entdeckung bei den Recherchen sind u.a. die Texte des Berliner Schriftstellers Oskar Kanehl aus seinem Buch „Straße frei“. Es entstanden sofort mehrere Vertonungen und Lieder für diese CD.
Frank Baier, der singt, als hätte man seine Stimmbänder mit Ruhrpottkohle eingerieben, spielt Ukulele, Quetsche, Harfe, Gitarre und Mundharmonika. Nach Anfängen mit Skiffle spielte er in den siebzigern mit seiner Gruppe „Kattong“ Konzerte u.a. mit Ton, Steine, Scherben, in Gefängnissen und besetzten Häusern, war maßgeblich beteiligt an der Wiederbelebung von Arbeiterliedern im Ruhrgebiet, sorgte Anfang der achtziger mit einem deutsch-türkischen Duo für Furore, gab Konzerte in Madagaskar und anderen Ländern, nahm etliche CDs mit dem Düsseldorfer Obertonchor auf und feierte vor kurzem bei einem der grössten europäischen Weltmusikfestivals in Rudolstadt zusammen mit den Rappern „Sons of Gastarbeita“ ein aufsehenerregendes Comeback.
Die Grenzgänger gehören sicher zu den interessantesten deutschsprachigen Gruppen der letzten Jahre. Gastspiele im ganzen Bundesgebiet (unter anderem als Tourband der Bundeszentrale für Politische Bildung), Einladungen in die Tschechische Republik, Irland, Nordirland sowie Norwegen, die wiederholte Auszeichnung mit dem deutschen Schallplattenpreis, mehrfache Ernennung zur CD des Monats in der renommierten SWR- Liederbestenliste sind Ausdruck für das anhaltend hohe Niveau ihrer Mischung aus Volkslied, Swing, Blues, Reggae, Jazz und Kabarett. „So richtig genial“, meinten die Kieler Nachrichten.
Auslöser für das „März 1920“-Projekt war das nahezu unerschöpfliche Ton-Archiv von Frank Baier, in dem sich auch Original-O-Töne und Live-Mitschnitte von Liedern und Geschichten alter Zeitzeugen der Märzrevolution 1920 fanden. Der Untertitel des Programms „Keine Bange, Leschinsky“ deutet auf den alten Volkssänger Johannes Leschinsky aus Oberhausen hin. Johannes L. war während des Kapp-Putsches 17 Jahre alt und schrieb eigene Texte auf bekannte Melodien der damaligen Zeit. Frank Baier recherchierte mit seinem Cassettengerät und dem Knopf-Akkordeon Ende der 70-er Jahre im Ruhrgebiet. So entstanden in stundenlangen „Küchen-Interviews“ bei Johannes Leschinsky Ton-Mitschnitte dieser Lieder. Die Einmaligkeit und ein Novum: vom alten Johannes L. (geb.1903) über Frank Baier (geb.1943), den „Grenzgängern“ bis zu den Rappern „Sons of Gastarbeita“ sind auf dieser CD „März 1920“ somit vier Generationen von Volkssängern vertreten.
Datum: 26. März 2010
Uhrzeit: 20:00 Uhr
Einlass: 19:30 Uhr
Ort: Bahnhof Langendreer (Wegbeschreibung)
Vorverkauf: 9€ – Abendkasse: 12€
Februar 20th, 2010 at 16:20
[…] zu erinnern, wie es zum Faschismus in Deutschland kommen konnte. Das von der VVN-BdA initiierte Konzert “1920″ mit Frank Baier und der Band “Die Grenzgänger am 26.3.2010 im Bhf…. soll an den sog. Kapp-Putsch vor 90 Jahren erinnern. Andere Vorhaben dienen der Verhinderung der […]