Rede von Gudrun Müller
zum Gedenktag an die Opfer des Faschismus
am 8. September auf dem Friedhof Freigrafendamm
In Bochum ist der zweite Septembersonntag in jedem Jahr das Datum des Gedenkens
und Erinnerns an die Opfer des Faschismus und der Würdigung des Widerstandes.
Auch in diesem Jahr rief die die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), Kreisvereinigung Bochum, dazu auf,
der ermordeten Widerstandskämpfer gegen den Faschismus und Krieg zu gedenken.
Auf der Gedenkveranstaltung am
letzten Sonntag, erinnerte ver.di-Geschäftsführerin Gudrun Müller, Bezirk Bochum-Herne,
als Rednerin, an die Barbarei der
Nazis.
Mit dem 30. Januar 1933 waren
alle Dämme gerissen. Binnen
weniger Monate war die Republik
vernichtet, die Verfassung
liquidiert, die Arbeiterparteien
verboten und die Gewerkschaften
zerschlagen bzw. gleichgeschaltet.
Norbert Arndt, stellvertretender
ver.di-Bezirksgeschäftsführer, trug die Erinnerungen von Paul Brauer vor.
Der Bergmann aus Wanne-Eickel, der auf der Zeche Shamrock arbeitete, wurde im
Januar/Februar 1933 mehrmals verhaftet und von der Gestapo brutal gefoltert und
zusammengeschlagen.
Gudrun Müller warf anschließend die Frage nach den zu ziehenden Lehren aus der
Geschichte und den Schlussfolgerungen auf und kam zu dem Ergebnis:
„Wer sich den marschierenden Nazis unserer Tage entgegenstellt, beweist Mut und
handelt richtig! Wer allerdings seine Kräfte in dieser Konfrontation verbraucht und
seinen Blick darauf beschränkt, verliert die Fähigkeit, jenen antidemokratischen
Tendenzen entgegenzuwirken, die in der vom Kapital beherrschten Gesellschaft
bereits chronisch sind!“
„Wir müssen auch den Blick richten auf die rasant zunehmende soziale Spaltung der
Gesellschaft, die wachsende Verarmung breiter Bevölkerungsschichten, der Rückbau
der kommunalen Daseinsvorsorge und die größer werdende Schere zwischen Armen und Reichen, die Hetze gegen die Völker in den so genannten „Schuldnerländern“ in der
EU-Finanzkrise, die Hetze gegen Flüchtlinge, die in unserem Land Schutz suchen.“
„Diese Tendenzen sind schleichendes Gift und müssen als Nährboden für
Alltagsrassismus, Fremdenfeindlichkeit und rechtsextreme Einstellungen erkannt und
bekämpft werden“, so Gudrun Müller.
Die Rede von Gudrun Müller und der Beitrag von Norbert Arndt im Wortlaut.