Rede von Christoph Nitsch zur Gedenkfeier für Betti Hartmann
Liebe antifaschistischen Freundinnen und Freunde, liebe Wattenscheider und
Bochumer Bürgerinnen und Bürger,
wie in jedem Jahr gedenken wir auch heute wieder des Todestages von Betti
Hartmann, die im Alter von erst 15 Jahren von den deutschen Faschisten in
Auschwitz ermordet wurde,
Wir gedenken ihrer stellvertretend für 6 Millionen jüdischer Menschen, die dem
mörderischen Antisemitismus der Faschisten und ihrer Helfer zum Opfer fielen.
Dieser Antisemitismus endete keineswegs mit dem Ende des 2.Weltkriegs.
Im Gegenteil: Dieser mörderische Antisemitismus ist heute wieder sehr stark und
präsent inmitten unserer Gesellschaft. Es ist eine Schande, dass vor wenigen
Tagen in Köln ein junger Mann wegen Tragens einer Kippa beschimpft und
krankenhausreif geschlagen wurde. Dies war nicht der erste Vorfall dieser Art.
Es ist ebenfalls eine Schande, dass auf deutschen Schulhöfen, von vielen
Kindern, das Wort „Jude“ ständig und wiederkehrend als
Schimpfwort gebraucht wird.
Auch die antisemitischen Schmähungen von DemonstrationsteilnehmerInnen
gegen jüdische Menschen sind nicht hinnehmbar und aufs Schärfste zu
verurteilen.
Besonders widerwärtig ist auch das Treiben des vormaligen veganen
Spitzenkochs Attila Hildmann.
Er sieht sich selbst als Reinkarnation Adolf Hitlers und hetzt, da er in Deutschland
wegen Volksverhetzung gesucht wird, mittlerweile von der Türkei aus in den
sozialen Medien gegen die Bundesrepublik und jüdische Menschen,
Seine Phantastereien von einer jüdischen Weltverschwörung erinnern dabei stark
an die längst als Fälschung enttarnten „Protokolle der Weisen von Zion“,
Doch jetzt empfiehlt es sich auch besonders darauf zu achten, wie es die zu den
Bundestagswahlen zugelassenen Parteien mit dem Antisemitismus halten.
Die Ausrichtung der Hardcore – Nazipartei „Der III.Weg“ ist hinreichend bekannt,
dennoch ist nicht damit zu rechnen, dass sie mehr als ein paar provokante
Aktionen auf regionaler Ebene zu Stande bringen wird.
Auch über die Gesinnung der ältesten, deutschen neofaschistischen Partei, der
NPD, besteht kein Zweifel.
Der Antisemitismus gehört praktisch zum Markenkern dieser Partei, was die NPD
mal wieder deutlich machte, als einige ihrer Funktionäre gemeinsam zur
diesjährigen Kommunalwahl in Hessen mit dem verurteilten Holocaustleugner
Nikolai Nerling aka „Der Volkslehrer“ posierten.
Einen genaueren Blick gilt es allerdings auch auf die AfD zu werfen.
Zwar gibt sich diese Partei in ihrer Verlautbarung bewusst israelfreundlich, doch
ansonsten hat sie eine Menge erklärter Antisemitinnen und Antisemiten in ihren
Reihen.
Zwar wurde Dr. Wolfgang Gedeon wegen seiner antisemitischen Schriften undÄußerungen aus der AfD
ausgeschlossen, doch der für ähnliche Äußerung und
Publikation aus der CDU ausgeschlossene Martin Hohmann, sitzt jetzt für die AfD
im Bundestag.
Auch der Herauswurf des offen rechtsextremen Andreas Kalbitz und die formale
Auflösung des „Flügels“ waren wohl mehr der Außenwirkung der AfD, statt einer
Abgrenzung von Rassismus und Antisemitismus geschuldet.
So kandidiert z.B. auf der NRW-Landesliste für den Bundestag auf
aussichtsreichem Posten der Jurist Matthias Helfrich, der sich in sozialen Medien
als „das freundliche Gesicht des NS“ bezeichnet und sich bester Kontakte zur
Neonaziszene in Dortmund- Dorstfeld rühmt.
In Gegenwart und Vergangenheit können und konnten diverse Verbindungen von
AfD-Funktionären in die rechtsextreme Szene nachgewiesen werden und
unzählige rassistische und antisemitische Aussagen sind belegt.
Eine solche Partei wie die AfD ist somit für ein demokratischen Parlament
untragbar!
Wir als „Stelen der Erinnerung“ sind Teil des Bündnisses „Bundestag nazifrei“.
Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich an der Bundestagswahl zu
beteiligen und demokratische Parteien zu wählen.
Keine Stimme den geistigen Brandstiftern von III.Weg, NPD und AfD.
Nie wieder Faschismus.