Todestag Betti Hartmann am 31 August 1942 in Auschwitz
Am 31.8.2016 veranstaltete der Verein „Stelen der Erinnerung“ in Wattenscheid vor dem Rathaus am Stolperstein für Betti Hartmann eine Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an Betti Hartmann. Christoph Nitsch vom Verein „Stelen der Erinnerung“ hielt eine Gedenkrede, die wir hier veröffentlichen. Die VVN-BdA Bochum war an der Gedenkfeier beteiligt und Wolfgang Dominik überbrachte ein Grußwort, in dem er betonte, dass die Erinnerung an die Opfer des Faschismus nie verblassen darf.
Gedenkrede für Betti Hartmann am 31.8.2016
Liebe Wattenscheider Bürgerinnen und Bürger, liebe Freundinnen und Freunde,
Wir gedenken heute Betti Hartmann, die heute auf denTag vor 74 Jahren um 14.40 Uhr von den deutschen Faschisten in Auschwitz ermordet wurde.
Betti Hartmann wurde nur 15 Jahre alt, sie ist somit das jüngste Wattenscheider Opfer der Shoa.
Das Meiste, was wir über Betti Hartmanns kurzes Leben wissen, verdanken wir der akribischen Recherche unseres Freundes Felix Lipski, selbst Überlebender der Shoa.
Doch am Anfang stand die Entdeckung von Betti Hartmanns Todesurkunde, welche von Schülerinnen der Maria- Sybilla- Merian- Gesamtschule und der Märkischen Schule von Auschwitz nach Wattenscheid gebracht wurde.
Betti Hartmann wurde am 19. Februar 1927 in Wattenscheid als Tochter von Mendel oder Max Hartmann und Schajndl oder Scharlotte Hartmann, geb. Nussbaum, geboren; sie hatte noch zwei jüngere Brüder, Sigmund und Manfred.
1928 übersiedelte die Familie nach Gelsenkirchen, um dort beim Bruder der Mutter, Josef Nussbaum, zu leben.
Dort besuchte Betti Hartmann eine jüdische Schule.
Veranlasst durch den mörderischen Terror der Reichspogromnacht am 9.November 1938 entschloss sich Familie Hartmann, wie viele andere jüdische Familien, ihre Kinder nach Holland vor den Faschisten in Sicherheit zu bringen.
Mit einem dieser „Kinder- Transporte“ gelangten Betti Hartmann und ihre beiden Brüder nach Holland, wo sie die nächsten zwei Jahre auf verschiedene Schulen gingen und an unterschiedlichen Orten lebten.
Ab dem Jahr 1940 lebten die Hartmann- Kinder dann wieder bei ihren Eltern im vom den Deutschen besetzten Belgien.
Während es Betti Hartmanns Mutter und ihren beiden Brüdern gelang, sich vor den Besatzern zu verstecken und so den Krieg in Belgien zu überleben, wurden Betti Hartmann und ihr Vater 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Betti Hartmanns gewaltsam beendetes und viel zu kurzes Leben sollte uns nicht nur mit Betroffenheit und Trauer erfüllen, nein, es sollte uns auch Ansporn und Verpflichtung sein, uns heute und morgen jeglicher Form von rassistischer und faschistischer Hetze entgegenzustellen!
Ich möchte Sie und Euch jetzt bitten, einen Moment schweigend aller Opfer der Shoa zu gedenken, für deren Schicksal wir heute hier exemplarisch Betti Hartmann ein ehrendes Gedenken zukommen lassen.
Abschließend möchte ich auch noch an den Mann erinnern, der es überhaupt erst ermöglicht hat, dass es in Wattenscheid einen Betti Hartmann- Platz gibt.
Ohne das unermüdliche Engagement unseres Freundes Hannes Bienert, dem wir auch die Gedenkstelen am Nivellesplatz verdanken, wäre dies Alles nicht möglich gewesen.
Die Lücke, die Hannes Bienert hinterlassen hat, kann und wird niemals gefüllt werden!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!