Nachruf auf Hannes Bienert
Erinnerung an einen überzeugten Antifaschisten
Unser langjähriger Kamerad Hannes Bienert ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Der Verlust schmerzt unermesslich, die Lücke ist groß.
Hannes Bienert, 1928 in Beuthen (Bytom) geboren, erlebte als Kind und Jugendlicher das Naziregime, den Krieg und die Flucht nach Wattenscheid. Die Erkenntnis „Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg“ wurde mit großer Konsequenz zur Richtschnur für sein politisches Leben. Geprägt wurde er auch durch die Arbeit auf der Zeche Holland. Seine politische Arbeit richtete sich gegen die Remilitarisierung, den Kalten Krieg und die Aufrüstung. Als Mitglied der KPD wurde Hannes Bienert mehrfach von der Justiz verfolgt und 1957 ins Gefängnis gesperrt.
Von Anfang an gehörte Hannes zu den
Organisatoren des Ostermarsches im Ruhrgebiet, auch dem anwachsenden Neonazismus setzte er seinen Widerstand entgegen. Dabei suchte er immer die Gemeinschaft mit anderen. Oft gelang es ihm, auch politisch Andersdenkende zum Kampf gegen den Faschismus und für den Frieden zu gewinnen. 1968 gehörte er zu den Gründern der DKP in Wattenscheid und war jahrelang deren Vorsitzender.
Sein antifaschistisches Engagement führte ihn in die Reihen der VVN-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten. Hannes setzte sich zusammen mit vielen anderen für die Schließung der NPD-Landeszentrale in Wattenscheid ein und protestierte gegen die NPD-Landesparteitage in Wattenscheid.
Auf Initiative von Hannes Bienert
entstand vor 25 Jahren die Antifa-
Wattenscheid. Fortan gehörte das
jährliche Gedenken an die Shoa und
die Reichspogromnacht 1938 am
9. November zur festen Einrichtung in
Wattenscheid. Die Gedenkstelen auf
dem Nivellesplatz und die
Umbenennung des Wattenscheider
Rathausplatzes in „Betti-Hartmann-
Platz“ sind untrennbar mit seinem
Namen verbunden.
Mehrfach wurde Hannes Bienert und
seine Familie Opfer von
Nachstellungen und Provokationen von Neofaschisten. Im Jahr 2005 belegte ein Bochumer Gericht sein Engagement in einem skandalösen Urteil mit einer Geldstrafe. Hannes Bienert war immer auch der Internationalen Solidarität verpflichtet. Als „Väterchen Frost“ besuchte er zum Beispiel Einrichtungen von Flüchtlingen und beschenkte deren Kinder mit vorher bei Geschäftsleuten gesammelten Spielzeug und Süßigkeiten.
Hannes hatte noch eine ganz Reihe von Plänen. So arbeitete er an einem „Antifaschistischen Stadtplan Wattenscheid“ und war schon aktiv, einen Platz oder eine Straße nach Wattenscheids erstem Oberbürgermeister Hans Noll (KPD) benennen zu lassen.
Hannes Bienert ist gestorben. Wir werden einen streitbaren Freund, konsequenten Pazifisten und Antifaschisten in Erinnerung behalten. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Burgis, seiner Tochter Nadine und den weiteren Angehörigen.
Bochum 29. Oktober 2015