„Befreiung von Faschismus und Krieg!?“
Rede von Wolfgang Dominik beim Ostermarsch in Werne
Am Ostermontag ging der Ostermarsch Rhein-Ruhr zu Fuß von Bochum-Werne nach Dortmund weiter.
Bei der Auftaktveranstaltung am Brühmann-Haus in Werne sprachen Elke Koling (IPPNW), Joachim Schramm (DFG-VK) und Wolfgang Dominik (VVN-BdA).
Elke Koling stellte ihre Rede unter das Motto der Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel:
„Grenzen schließen für Waffen,
Grenzen öffnen für Menschen”.
Joachim Schramm stellte zu den IS-Milizen fest: „Die IS-Kämpfer
sind keine außerirdischen
Brutalos, die plötzlich vom
Himmel gefallen sind. Ihre
Vorläuferorganisation entstand
2004 in Folge der US-amerikanischen Invasion im Irak.”
Wolfgang Dominik nahm den bevorstehenden 70. Jahrestag der Befreiung von Krieg und Faschismus zum Anlass, um an die Restauration in der Nachkriegs-BRD zu erinnern.
Befreiung von Faschismus und Krieg! Wolfgang Dominik ging zunächst auf das Ausrufezeichen ein: „Für diejenigen, die halbtot aus den Konzentrationslagern kamen, war es zunächst ein Tag der Befreiung! Für diejenigen, die die Nächte und hier in Bochum dann auch bald die Tage im Bunker verbrachten, war die Angst nicht mehr da, doch noch von Bomben zerfetzt zu werden. Für diejenigen, die bis zum letzten Tag an einer der vielen Fronten Soldaten waren, war die Zeit vorbei, Mörder zu werden oder
ermordet zu werden. Und für zigtausend Zwangsarbeiter_innen war der
allgegenwärtige Tod auch hier in Bochum nicht mehr zu befürchten.“
Die Überlebenden des KZ Buchenwald formulierten ihre Hoffnungen nach der Befreiung in dem „Schwur von Buchenwald“, so Wolfgang: „Unter dieser Formel habe ich vor vielen Jahren den Weg in die antifaschistische Bewegung, also auch in die VVN,
gefunden. Antifaschismus bedeutet immer Antimilitarismus.“
Wolfgang erläuterte dann das Fragezeichen hinter Befreiung von Faschismus und Krieg.
„Die Antifaschistinnen und Antifaschisten erlebten bald, dass die Schuldigen am Faschismus bis auf ganz wenige Ausnahmen gerade nicht vor ihren Richtern standen, sondern dass die am Faschismus und seinem Terror mitschuldigen Richter und Staatsanwälte in den Westzonen und der BRD ihre Karrieren fortsetzten.
Antifaschistinnen und Antifaschisten standen sehr bald auch wieder vor den ihnen schon aus dem Faschismus wohlbekannten Richtern und Staatsanwälten und wurden wegen der gleichen Delikte wie damals verurteilt…“
„…Die Bundeswehr wurde NATO-Mitglied. Gegner der
Remilitarisierung wie unser
langjähriger VVN-Vorsitzender
Klaus Kunold saßen wegen ihres Friedensengagements jahrelang
im Gefängnis, während zu Hause seine Frau mit dem gemeinsamen Baby und gemeinsamen kleinen
Kindern saß.“ So sei es nicht
verwunderlich, dass Hitler bis
1984 Ehrenbürger der Stadt
Bochum war und sein
Steigbügelhalter Hindenburg es bis heute ist.
Schließlich gelang zwei ehemaligen angeblichen Anti-Kriegs-Parteien mit ihrem
Kanzler, Außen- und Kriegsminister die „Enttabuisierung des Militärischen“.
Deutschland ist eine NATO-Führungsnation und führt Krieg auf Krieg. Statt „Nie
wieder Krieg!“ heißt es nun „Nie wieder Krieg ohne Deutschland!“
Wolfgang Dominik schloss seine Ansprache mit den Worten: „Ich würde uns und mir gerne mehr Hoffnung machen: Stattdessen kann ich nur an Rosa Luxemburg, manche sagen auch, der Satz stammt von Bert Brecht, erinnern: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“